Dann wurde die Bürgersäule bei Hamburg.de abgesägt, der Verein
Bürgernetz-Hamburg verfiel, und dem in Gründung befindlichen Pflänzchen Netzrat wurde
der Boden unter den Füßen weggezogen; die ursprünglich angedachten Aufgabenstellungen
lösten sich im Wohlgefallen der Politik auf.
Seitdem dreht sich das Geschehen im Bereich des Netzrates fleißig im Kreise.
Jetzt gilt es, dem Netzrat e.V. einen Dreh in die 'richtige' Richtung zu
geben.
Aber was ist diese 'richtige' Richtung?
Was verstehe ich darunter, und was möchten meine Freunde im Umfeld des Netzrates?
Welche erreichbaren Ziele gilt es anzusteuern und welche Träume müssen wir
vorerst (oder für lange Zeit) hinten an stellen oder ganz begraben?
Die einst politisch gewollte Bürgersäule gibt es nicht mehr, es gilt
daher, jetzt endlich die Ziele neu zu definieren.
Ein Verein, der weder intern noch nach Außen hin seine Ziele eindeutig und klar
verständlich ausdrücken kann, der hat wenig Möglichkeiten neue und wirklich aktive
ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden und seine Ziele umzusetzen.
1. Der Netzrat sollte sich als Interessenvertretung verstehen
und keine 'Firma' starten.
Als Interessenvertretung der Netzbürger Hamburgs sollte das oberste Ziel die Vermittlung
von Informationen über das derzeitige Internetgeschehen und die sinnvolle
Anwendung der derzeitigen Techniken aufzeigen. Dabei kann es nicht Aufgabe des
Netzrates sein, Portal- oder Providerdienste selbst anzubieten.
Als Beispiel möchte ich das Thema eMail-Adressen herausgreifen.
Der Netzrat sollte über Wege der sinnvollen Nutzung von eMail-Adressen informieren,
günstige und seriöse Anbieter aufzeigen, aber sich nicht damit übernehmen, indem er
selbst eMail-Adressen hostet, verifiziert und (fast) kostenfrei anbietet.
Weiterhin sollte der Netzrat Mißbräuche im eMail-Wesen deutlich machen und bei den
zuständigen politischen Instanzen auf ein gesetzliches Regelwerk drängen, um diese
Mißbräuche (soweit es möglich ist) einzuschränken.
Sofern ein Schulungsangebot zur praktischen Anwendung der eMail-Dienste nicht verfügbar
ist, sollte der Netzrat bei den zuständigen Politikern, Behörden, Schulen und
ähnlichen Einrichtungen (VHS) auf die Einrichtung von solchen
Schulungsmöglichkeiten hinwirken. Beim Versagen der 'öffentlichen Hand' sollten eigene
Schulungen angeboten werden, sofern Vereinsmitglieder oder Andere dafür zur
Verfügung stehen oder eingeworben werden können.
Das zu dem Thema eMail gesagte sollte in Sachen Homepages, Blogs, Foren etc. sinngemäß umgesetzt
werden.
2. Der Netzrat sollte parteipolitisch
neutral sein, dabei aber seine eigene Politik vertreten.
Unter Politik verstehe ich nicht die Lehre von der Staatsführung, sondern
den davon abgeleiteten Begriff des zielgerichteten Verhaltens und der damit verbundenen
Aussage, was wir denn eigentlich erreichen wollen und auch wie wir dieses Ziel
ereichen wollen.
Ich möchte jedem Bürger Hamburgs die Chance eröffnen, dieses ja nun
nicht mehr ganz neue Medium Internet kennen zu lernen und, so sie denn Interesse
entwickeln, dieses auch fachgerecht und sozialverträglich anzuwenden.
Wieso 'sozialverträglich' wird da manch Einer fragen . . .
Nun, die Regeln im Internet sind nicht jedem klar, jeder macht sich seine eigenen Regeln
und die Politik hat es bislang verschlafen, da ein wenig Gesetzmäßigkeit hinein zu
bringen.
Dieses führt im Internetgeschehen zu den absonderlichsten Ansichten und Verhalten, bis
hin zur handfesten Kriminalität.
Ich möchte dieses Thema hier nicht weiter ausführen und nur zwei Stichworte geben:
eMail-Spamming und Beleidigungen via Homepage oder Foreneinträgen.
Der Netzrat wird das, was er tun und erreichen will, auch publizieren
müssen.
Und er wird es soo publizieren müssen, daß dieses nicht nur für Andere verständlich
ist,
sondern auch geradezu einlädt im Umfeld des Netzrates aktiv mitzumachen.
3. Der Netzrat sollte offen für Jedermann
sein ohne krampfhaft Allen gerecht werden zu wollen.
Wer auch immer bereit ist die Ziele des Netzrates aktiv zu unterstützen, der sollte
ohne Ansehen seines sozialen Statusses willkommen sein.
Dabei verkenne ich nicht, daß es unmöglich ist, allen Hamburgern gerecht zu
werden.
Das haben wir ja auch schon bei der Auswahl unserer 'Herberge' gesehen . . .
Die Einen fühlen sich in den Räumen der Patriotischen Gesellschaft wohl, die Anderen
sehen die Kellerkneipe in der Langen Reihe lieber und den nächsten zieht es zur
Gewerkschaft am Besenbinder Hof.
4. Der Netzrat braucht Geld und sollte bereit sein, auch damit Geld
umzugehen.
Ein Verein, der nicht auf gesicherte Mittel zurückgreifen kann, der ist nur recht
eingeschränkt in der Lage, seine Ziele umzusetzen.
Es muß sich dabei nicht immer um eigene Mittel handeln, ein verläßlicher Sponsor ist da
vielleicht sogar noch besser, aber so ganz ohne Geld oder fest eingebundenen Sponsor kann
man nicht einmal einen Flyer in repräsentativer Gestaltung drucken lassen.
Ich denke da auch mit Grausen an so einen
Richter wie den in Winsen, weil der Verein Netzrat-Hamburg für
unsere Aktiven Homepage- und Foren-Bastler keine
Haftpflicht- und Rechtsschutz-Versicherung abgeschlossen
hat.
(Das Urteil
von Winsen und das meinen Blogger
dazu)
5. Auch für seine Arbeitsgruppen
sollte der Netzrat klare Entscheidungsstrukturen
entwickeln.
Ohne klare Führungs- und Entscheidungsstrukturen
wird nur selten an einem Strang gezogen.
Das
haben wir ja bisher auch in unserer eigenen
Gruppe erfahren dürfen.
Mir ist es dabei
gleich, ob der 'Kopf' der Gruppe nun Häuptling,
Kapitän, Steuermann oder Moderator genannt wird.
(Dieser Absatz 5. wurde am
3. Oktober 2005 nachgetragen.)
Vorstehendes ist mein undogmatischer Anspruch
an den Verein Netzrat-Hamburg e.V.
Netzgärtner Kurt
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"I
intended the Web
to be a social creation,
not just a technological one."
Tim Berners-Lee